Luna und Kinder
Die Vorgeschichte
Meine Labrador Hündin Luna ist mittlerweile 2 Jahre alt.
Sie ist ein total lieber, verschmuster und ein sehr lernwilliger Hund, mit dem es im Alltag so gut wie nie Probleme gibt.
Bis auf ein Thema: KINDER!
Als Welpe hatte sie bereits viel Kontakt zu Kleinkindern, alles war gut.
Bis zu einem Moment, in dem ich nicht gut aufgepasst habe und eine ganze Kinderschar aus einem Kindergarten mein damals erst 14 Wochen alten Hund vor Freunde und Begeisterung eingekreist hatten und sie von oben auf dem Kopf/ Schnauze streichelten.
Luna konnte nicht zurück weichen und hat in ihrer Angst, einmal in die Luft abgeschnappt.
Die Kinder wichen zurück und liesen sie in Ruhe...mir war damals nicht bewusst, das dieser eine kurze Moment, der Beginn eines zukünftigen Problems sein könnte.
Der Verlauf
Von diesem Erlebnis an, wurde Lunas Verhalten zu Kindern immer seltsamer.
Anfangs wich sie nur zurück, sobald ein Kind sich näherte.
Da Kinder meistens einen Hund von vorne anfassen und mir auffiel, dass Luna das überhaupt nicht wollte, wies ich alle Kinder darauf hin, dies Bitte nicht zu tun und ihre Hände unten zu lassen. Funktionierte das, war Luna dann wieder deutlich entspannter.
Leider klappt das bei Kleinen Kindern nicht immer. Kaum kam ein Kind mit seinen Händen in ihrer Kopfnähe auf sie zu, lies sie sich nicht mehr berühren und wich verunsichert zurück.
Obwohl sich ein Vorfall wie Anfangs im Kindergarten nicht wiederholte, wurde es immer schlimmer. Dieses negative Erlebnis hatte sich bei ihr scheinbar stark eingeprägt.
Bald lies Luna auch von Bekannten Kindern keine Berührungen mehr zu, knurrte diese an und bellte laut los, wenn diese nicht sofort an ihr vorbei liefen.
Dabei war es irgendwann egal, ob die Kindern tatsächlich den Kontakt zu Luna suchten oder einfach nur da standen und gar nichts machten.
Kinder im Alter zwischen Kleinkind und Schulkind wurden immer mehr zum Problem.
Selbst fremde Kinder, die beim Spazierengehen einfach nur an uns vorbei liefen oder auch Kinder die Luna aus dem Auto heraus auf der Straße sah, wurde laut angebellt.
Zu uns nach Hause, konnte ich überhaupt keine Kinder mehr lassen.
Anfangs dachte ich noch, wir könnten dieses Problem allein lösen, bzw. würde es sich alleine wieder legen.
Zwar hatte ich es in der Hundeschule mal angesprochen, jedoch haben wir nicht weiter effektiv daran geübt.
Ein großer Fehler wie ich merkte....
Luna dagegen hatte mittlerweile ihre eigene Art gefunden, dass keine Kinder mehr an sie ran wollten.
Sie bellte los, was meist schon reichte um die Kinder zu "vertreiben".
Reichte es nicht, wurde geknurrt und nach vorne in die Leine gesprungen.
War ein Kind dann noch "mutig" genug und näherte sich trotz aller Warnungen weiter, schnappte sie in die Luft ab.
Da so jedes Kind irgendwann Angst vor ihr bekam, merkte Luna, dass ihr Verhalten Erfolg hatte und sie sich so sicher alle Kinder fern halten konnte.
Mir wurde es bei Kinderbegegnungen immer mulmiger. Zwar hatte Luna noch nie ein Kind verletzt, aber ich war mir langsam nicht mehr sicher, ob sie es wirklich nicht tun würde.
Ich bekam selbst Angst, wenn ich ein Kind auf unseren Spaziergängen traf, weil ich selbst nicht mehr wusste, wie ich mich verhalten soll.
Was ist richtig und was bestärklt Lunas Verhalten!?
Als ich nun selbst Schwanger wurde, war klar, es muss etwas passieren und zwar möglichst schnell.
Denn den Kontakt zu Kindern, würde ich ja nun nicht mehr lange verhindern können.
Und ein solches Risiko ist mir einfach zu hoch.
Da meine eigentliche Hundetrainerin laut ihrer Aussage, nicht über genügend Erfahrung mit Kindern und Hunden verfügt, empfohl sie mir ihre Kollegin Nerina Aupperle die in diesem Thema wohl Expertin sei.
Das Training
Stuttgart war zwar nicht der nächste Weg von uns, aber da ich mittlerweile sehr verzweifelt war und alles mögliche tun wollte, das mein Hund endlich anderes auf Kinder reagierte und vorallem ich einen Tip bekomme wie ich mich in solchen Situation verhalten soll, machten wir unsere 1. Trainingsstunde bei Nerina Aupperle aus.
Sehr toll war, das sie den Vorschlag machte, ihre kleine Tochter mitzubringen.
Mit ihr konnten wir Lunas Problem gezielt angehen und sehen wo die Probleme liegen.
Mit mulmigem Gefühl und ohne große Erwartung gingen wir hin und wurden durchweg positiv überrascht.
Nerina beobachtete Luna, zeigte uns wie wir mit einem Markerwort (dieses benutzten wir schon von Anfang an als Belohnungswort und der Sinn war Luna daher bereits bekannt) gezielt den Kontakt zu Kindern belohnen sollten.
Anfangs wurde jeder Blickkontakt( egal wie groß die Entfernung war) zum Kind gemarkert und das Leckerlie hinter uns geworfen.
Dadurch merkte Luna, dass sie nicht das Kind " vertreiben" muss, sondern sie einfach auch die Möglickeit hat, nach hinten weg zu gehen und somit selber den Abstand zum Kind zu vergrößern kann.
Mit einem solch Schnellen Fortschritt hätte ich nie gerechnet...
Am Ende der Stunde konnten wir den Abstand zu Nerinas Tochter auf ein paar Meter veringern und Luna hatte kein einziges Mal gebellt.
Wir wurden auserdem darauf hingewiesen, genau auf Lunas Körpersprache zu achten.
Sollte sie das Kind länger als 2-3 Sek. anstarren, müssen wir einschreitet.
Dazu sollten wir bis zur nächsten Stunde Luna das "Touch" beibringen( antippen mit ihrer Schnauze an unsere Handflächen).
Auch Dieses sollte mit einer Belohnung die nur durch uns erfolgte, bestätigt werden. (Leckerlie, Streichelt, Spielzeug usw.)
Somit könnten wir Luna im Besten Fall, durch unseren Befehl zu einer anderen Person schicken, " Touch machen lassen" und dann würde Luna zu uns zurück kehren um ihre Belohnung zu holen.
Mit dieser "Hausaufgabe" wurde die 1. Stunde also beendet.
Nun hieß es üben, üben, üben.
In nächster Zeit suchten wir immer wieder den Sichtkontakt zu Kindern.
Liefen an Kindergärten und Spielplätzen vorbei und markerten mit unserem Belohnungswort jeglichen Blickkontakt zu den Kindern.
Das ein Kind zu sehr in unsere Nähe kam oder Luna versuchte zu streichelt, wurde auf Anraten von Nerina vorerst komplett vermieden.
Zu uns nach Hause, lud ich Freundinnen mit ihren Kleinkindern ein.
Luna trug dabei zur Sicherheit ein Brustgeschirr mit kurzer Leine daran, damit ich sie in brenzlichen Situationen zurück halten kann.
Doch dazu kam es glücklichweiße nicht mehr.
Ich achtete sehr darauf, das Luna immer ihren nötigen Abstand zu den Kinder hatte und ich mich immer zwischen Hund und Kind befand.
Bei Besuchen von Kindern, hatte Luna einen Rückzugsort, den sie nach kurzer Zeit auch selber aufsuchte.
Bei der 2. Trainigsstunde war Luna laut Nerina in der Köperprache schon sehr verändert. Sie reagierte nicht negativ auf ihre Tochter, die wieder dabei war und uns beim Taining damit sehr unterstütze.
Sie nahm sie zwar wahr, fixerte sie aber nicht mehr und konnte ihren Blick immer recht zügig abwenden.
Nun sollte nicht mehr jeder Blickkontakt gemarkert werden, sondern nur wenn Luna den Blick wieder von selbst abwendete.
Nie hätte ich geglaubt, dass Luna so schnell versteht.
Aber Tatsache ist, dass Luna in dieser Stunde schon so weit war, dass sie sich in ca 1 Meter Entfernung, ohne Aufforderung entspannt ins Platz legte. Und das obwohl Nerina mit ihrer Tochter ihr gegenüber saßen.
Selbst ein Leckerlie nahm sie von dem Kind an und konnte Bei Nerina, die die Hand ihrer Tochter hielt, auf meinen Befehl hin, ein "Touch" bei ihnen ausführen.
Auch ein vorbei Laufen an dem Kind, war gegen Ende der Stunde kein Problem mehr.
Luna bellte nicht und zeigte auch sonst kein Auffälliges Verhalten mehr.
Ich konte nicht glauben, dass unser Üben Zuhause und diese 2 Tainingsstunden uns zu diesem großen Erfolg führten.
Obwohl für mich bisher unvorstellbar war, das Luna so entspannt an Kindern vorbei geht, sah ich es an diesem Tag mit eigenen Augen.
Durch Nerina wusste ich nun, auf was zu achten war und wie ich Luna die nötige Hilfe geben konnte, um die Angst vor Kindern wieder zu verlieren.
Trotz allem, ist natürlich weiter Vorsicht und große Aufmerksamkeit geboten, wenn Kinder in er Nähe des Hundes sind.
Aber es sieht sehr gut aus und wir haben auch weiterhin Fortschritte gemacht.
Kein Kind wurde mehr angebellt!
Bei einem Kindergartenkind war es sogar möglich, dass Luna von ihm ohne Probleme Leckerlie nahm.
Bei dem Baby einer Freundin, schnupperte sie sehr interessiert an desssen Füßchen und Legte sich danach völlig entspannt vor dieses hin und schlief dort sogar ein.
Beim nächsten Besuch des Babys war sie sichtlich erfreut, und suchte immer wieder die Nähe des Kindes und dessen Mutter.
Kein einziges Stresszeichen trat auf.
Bisher hat kein Kind mehr Luna gestreichelt, aber ich denke mit viel Geduld und weiterem Üben durch Positive Erlebnisse mit Kindern, wird irgendwann vielleicht auch das wieder möglich sein.
Passend zum Thema haben wir noch einen Vortrag von Nerina besucht.
Dieser fand ebenfalls in Stuttgart statt und war für Schwangere mit einer Begleitung kostenlos.
Dieser Vortrag nennt sich Dogs & Storks und weißt nochmal daraufhin, was zu beachten ist, wenn ein Baby in die Familie kommt.
Uns hat er sehr geholfen um bereits vor der Geburt, Luna auf die Ankunft des neuen Familienmitglied vorzubereiten und zu wissen, auf was nach der Geburt geachtet werden muss.
Fazit
In nur 2 Übungsstunden, mit dem Vortrag und einigen sehr guten Ratschlägen und Tips, konnten wir Zuhause mit unserer Luna so geziehlt üben, das ihr "Kinderproblem" nun so gut wie nicht mehr besteht.
Wir hätten niemals mit einem solchen Erfolg gerechnet-schon gar nicht in dieser kurzen Zeit.
Dafür sind wir Nerina und natülich auch ihrer kleinen Tochter mehr als nur Dankbar.
Vielen, Vielen Dank für dieses super Training und die Hilfe mit unserem Hund.
Nun können wir beruhigt auf die Geburt unseres Kinders warten und sind sehr zuversichtlich, dass auch mit Luna und dem Baby alles funktionieren wird.
Und sollte es doch Probleme geben, wissen wir nun ja, an wen wir uns sehr schnell wieder zu wenden haben :)