Carla, nahe Hundebegegnungen gelassen meistern
>>oder wie Hund seine Strategie findet, um die nicht gewollte Nähe anderer Hunde gelassen auszuhalten<<
Wir hatten das Glück, dass wir von Anfang an tolle, nette Trainer hatten, die uns viel gezeigt haben und von denen wir viel gelernt haben. Da Carla auf schnelle, frontale Hundebegegnungen fremder Hunde nicht so gelassen reagiert und sie die Hunde dann mit beeindruckendem bellen erfolgreich vertreibt, haben wir da schon länger daran gearbeitet. Das klappte auch schon sehr gut, wir kamen an den meisten Hunden gut vorbei, sie bellte immer weniger, so dass wir eigentlich gut durch den Alltag kamen und soweit zufrieden waren.
Allerdings, man lernt ja nie aus und kennt und beobachtet seinen Hund, fiel mir auf, dass sie sich bei zu nahen Begegnungen (bei denen sie dann auch hin und wieder immer noch verbellte) nicht wirklich wohl fühlte, sie meisterte die Begegnungen gut, oft auch ohne bellen. Aber sie fing schon bei Sichtung an zu züngeln, langsamer zu werden, fixieren, sie wurde steif und machte sich groß und wenn sie nicht bellte kam dann doch mal noch so ein schnauben. Was mich nachdenklich machte…
Für mich ist das grundsätzlich kein Problem, wenn sie mal Hunde anbellt, da sie angemessen reagiert und es irgendwie auch zur hündischen Kommunikation gehört, da sie fremde Hunde einfach nicht zu schnell zu nah haben möchte. Ich konnte sie gut halten und sie flippte nicht völlig aus, es war alles gut zu handeln, aber ich wünschte mir für Carla mehr Gelassenheit, denn schließlich würde sie sich die Situationen so selbst nicht aussuchen.
Wir gehen gerne gemeinsam wandern und das machen natürlich auch gerne andere Hundebesitzer, was ich nicht beeinflussen kann und so wollte ich, dass sich Carla bei engeren Begegnungen auch wohl fühlen kann oder zumindest eine Strategie findet diese kurze, zu nahe Phase gelassen auszuhalten und nicht nur aufgeregt durch zu müssen. Wenn es geht weichen wir immer noch aus, damit sie nicht jede Begegnung zu eng meistern muss, geht es aber mal nicht anders, wollte ich, dass sie sich wohler fühlt als bisher.
Zufällig machte Nerina (welch Glück ich schon wieder hatte), bei der ich davor schon mal bei Social-Walks war und die uns schon ein bisschen kannte ihre Weiterbildung zur BAT-Trainerin. Also ergab es sich, dass wir ein paar BAT-Sessions mit wundervollen Hundebesitzern hatten bei denen Carla lernte, dass sie ruhig schnüffeln und die Gegend erkunden kann ohne Angst zu haben, dass da ein fremder Hund ungefragt auf sie zukommt und das die Hunde auch wieder gehen ohne, dass sie dafür sorgen muss und sie vertreiben muss. Zu guter Letzt bot uns Nerina noch einen Intensivkurs für nahe Hundebegegnungen an. Nerina holte uns auf unserem bisherigen Trainingsstand ab (und begann nicht noch mal von vorne, was ich mega fand! 😍) und baute darauf auf.
Wir übten kleinschrittig kontrollierte nahe Begegnungen, bei denen wir Carla „ihr Ding“ machen ließen, soweit es ging (d. h. ausweichen soweit es ging, am Boden schnüffeln lassen, zurück schnüffeln lassen), dabei bauten wir eine Art Ritual auf, damit sie auch während der Annäherung mehr Distanz bekam und so an lockerer Leine gelassen an den Hunden vorbei gehen konnte, die Distanz wurde dann immer geringer und die Hunde wechselten auch, so dass sie es gut übertragen konnte. Natürlich wurde sie für jedes gute Verhalten fürstlich belohnt 😉.
Ergebnis ist, dass das Carlchen nun endlich nahe Hundebegegnungen gelassen meistern kann: Sie orientiert sich bei Sichtung um (züngeln kaum noch, kein steif werden), wir gehen gemeinsam auf die andere Seite, sie wechselt ebenfalls auf die andere Seite von mir. Entweder setz ich sie seitlich ab oder wir warten im Stehen, dann schaut sie zu wie der Hund vorbeiläuft und nimmt nebenher ihre Leckerlis. Oder sie schnüffelt sich vorbei, oft tut sie so, als wäre der Hund nicht da und läuft vorbei, manchmal schnüffelt sie dann noch hinterher. Auch wenn der Hund zurück schaut, regt es sie nicht mehr auf, was sie früher noch öfter mit einem hinterher bellen quittierte. Es gibt noch vereinzelt Situationen in denen sie mal bellt, dann hat es jedoch tatsächlich in der Regel einen Grund, weil der Hund freilaufend auf uns zu kommt o. ä. dann bellt sie aber nur kurz, was sie dann auch darf. Es kam z.B. letzte Woche ein Hund aus der Gaststätte raus geschossen (zum Glück angeleint, nur zu lange) als wir vorbei liefen, sie wehrte sich mit bellen, ich nahm sie ruhig am Geschirr und sagte ihr, sie soll auf die andere Seite wechseln. Gesagt getan, noch kurz ohne bellen geschaut, ob der Hund weg bleibt und wir liefen weiter…
Ich bin sehr glücklich darüber, wenn ich sie locker ohne steif zu werden beobachten darf, wie sie sich an den entgegenkommenden Hunden vorbei schnüffelt und so tut, als ob da gar keiner wäre – sie hat ihre Strategie gefunden, mit weniger Konfliktsignalen vorbei zu gehen 😍, genau das i-tüpfelchen was uns noch fehlte. Wir bleiben dran und werden für das Positive Hundebegegnungskonto weiterhin BAT-Sessions besuchen, damit die guten Begegnungen weiterhin überwiegen, egal was im Alltag so auf uns zukommt.
Was ich noch ganz toll finde und mir besonders bei unserem Intensivkurs mit den verschiedenen Teams, ihren verschiedenen Problemen und Hunden auffiel war, dass Nerina so viele verschiedene Begegnungstrainings-Arten kennt und diese individuell an Team und Situation anpassen kann, dass es irgendwie immer eine passende Lösung gibt, das war so toll zu sehen.