Das Wichtigste für Harmonie zwischen Kleinkind und Hund
Im Idealfall wachsen Kleinkind und Hund in einem Zuhause auf, in dem beide ausreichend Zeit für sich, aber auch für einander haben. Zu jedem Zeitpunkt sollten Interaktionen zwischen Kleinkind und Hund dabei von einem Erwachsenen beaufsichtigt werden. Das klingt sehr anspruchsvoll, ist aber mit einigen Tricks gut zu bewältigen. Ein Beispiel wäre, dass man sich als Erwachsener zwischen die beiden setzt. Der Hund kann das Kleinkind auf diese Art riechen und das Kleinkind den Hund sehen, beide haben aber auch die Möglichkeit für sich zu spielen oder zu schlafen. Wenn Handy, Laptop, Spülmaschine und vieles andere die Aufmerksamkeit der Multitasking- rekordleistenden Eltern stiehlt, sind Sicherheitsvorkehrungen wichtig, die Hund und Kleinkind vorher kennengelernt haben müssen (Box, Türgitter, etc.). Mehr dazu erfahren Sie in unseren Vorträgen.
Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt, der weit unterschätzt und für mich mit der wichtigste Punkt eines harmonischen Zusammenlebens von Kleinkind und Hund ist: der Vorbildcharakter des Erwachsenen.
Unsere Kleinkinder lernen von uns und das hauptsächlich durch Imitation. Dieser Anteil des Lernens wird oft vergessen, obwohl sein Einfluss so viel größer ist, als es Erziehung mit ermahnenden Reden oder vielversprechenden Lockangeboten des Erwachsenen jemals sein könnte. Denken Sie an sich selbst. Wenn Ihnen ein Freund beim Essen von Pommes Frites von seiner aktuellen Diät erzählt, in der er keine Kohlenhydrate isst, dann müssen Sie doch zumindest schmunzeln. Sie könnten sogar weiter gehen und Ihrem Freund nicht glauben, da das, was Sie sehen, nicht dem entspricht, was gesagt wird. Warum sollte es unseren Kindern anders gehen?
Zurück zu Kleinkind und Hund. Es bringt absolut nichts, dem Kind zu verbieten, den Hund zu zwicken oder zu treten, wenn Sie selbst dies aus erzieherischen Gründen mit dem Hund tun. Ihr Kind wird Sie imitieren und wenn nicht sofort, dann zu einem späteren Zeitpunkt. Dies gilt auch für schimpfen, auf den Rücken drehen, an der Leine rucken, mit der Körpersprache zurückdrängen usw. des Hundes.
… Gegenargumente?
Vielleicht sagen Sie, dass das Kind dies ruhig imitieren kann, da der Hund ja lernen sollte, wer von ihnen beiden der Chef ist. Doch dabei vergessen Sie einen wichtigen Fakt. Ein Hund, der sich von einem Erwachsenen diese Erziehungsmethoden gefallen lässt, muss bei einem Kind nicht gleich reagieren. Im Gegenteil. Die Gefahr ist groß, dass der Hund von einem Kind weniger eingeschüchtert ist und sich wehrt. Zudem lernt der Hund auf diese Art, dass das Kind kein Freund und Spielgefährte ist, sondern eine potentielle Gefahr. Sollte es gelingen, dass der Hund sich in Anwesenheit des Erwachsenen dies vom Kind gefallen lässt, so kann sich dies sofort ändern, wenn der Erwachsene kurz abgelenkt ist.
Nun könnten Sie sagen, dass Sie den Hund einfach heimlich korrigieren, wenn das Kind gerade nicht aufpasst. Allerdings kommen Sie dann an Ihre Grenzen, wenn der Hund nicht das tut, was Sie möchten und Ihr Kind daneben steht. Würden Sie das Verhalten dann ignorieren und der Hund somit seiner sonst normalen Strafe entgehen, so würde das Verhalten verstärkt (also zukünftig häufiger, schneller, länger oder intensiver gezeigt) werden. Würden Sie den Hund bestrafen, schaut sich das Kind dies wiederum ab.
… was heißt dies für den Alltag?
Überlegen Sie sich am besten noch während der Schwangerschaft, was Ihr Kleinkind von Ihnen im Umgang mit dem Hund imitieren kann. Tricks wären eine Idee oder Basisübungen, die belohnt werden, wie Sitz, Platz, Bleib usw. Beschäftigungen wie Nasenarbeit oder auch Target-Training sind möglich. Auch streicheln ohne Fixierung und ein spaßiger Rückruf sind gute Beispiele.
Streichen Sie Zwangsmaßnahmen und Maßnahmen, denen Ihr Hund zu entgehen versucht, von der Liste und ersetzen Sie diese durch Herangehensweisen, die Ihnen und Ihrem Hund Spaß bringen.
Wenn Sie gerne grob mit Ihrem Hund spielen und ihn dabei an Ihren Händen knabbern lassen, sollten Sie sich vorstellen, ob das Kleinkind die mit seinen kleinen Händen imitieren kann. Ersetzen Sie dies besser durch Spiele mit einem Spielzeug, die Sie mit klarem Anfangssignal starten.
… klingt das sehr anspruchsvoll?
Zum Glück kann es auch ohne viel Aufwand umgesetzt werden. Müssen Sie beispielsweise Krallen schneiden, Ohren putzen o.ä. und Ihr Hund mag dies noch nicht, dann verschieben Sie diese Eingriffe auf Zeiten, in denen das Kind schläft.
Möchten Sie nicht, dass der Hund am Tisch bettelt, so werfen Sie ihm Futter an seinen Platz, statt ihn dort hinzuschleifen.
Soll der Hund nicht den Besuch anbellen, so geben Sie ihm in dieser Zeit einen Nageknochen oder eine Futtersuche als Aufgabe.
… optimales Training?
Optimales Training mit kleinschrittigem Aufbau und einem anschließend perfekt gehorchenden Hund sollten Sie sich in der Zeit mit Kleinkind nicht vornehmen, da es frustrierend ist, wenn Sie es wegen des Schlaf- oder Zeitmangels nicht umsetzen können. Es ist die Zeit der Kompromisse für beide Seiten und das ist auch in Ordnung so.
... Zusammenfassung
Wenn Sie den Hund so behandeln, dass Ihr Kind dies sicher imitieren kann und beide dabei auch noch Spaß haben können, schaffen Sie die Basis für Harmonie. In keinem Bereich der Hundeschule finde ich das Training über Bedürfnisbefriedigung daher so wichtig, wie im Bereich der Familie mit Hund. Wie dieses Training genau aussehen kann, sagt Ihnen Ihr kompetenter Trainer. Dabei gilt, dass auch Grenzen gesetzt werden, diese aber so vermittelt werden, dass auch das Kind diese gefahrlos setzen kann.