Warum es in meinen Trainings keine Schreck- und Schmerzreize mehr geben wird!
Jeder Hundetrainer ist anders und wir alle haben unsere Geschichte. Meine Geschichte erklärt viel über meine Arbeitsweise und mein Verständnis von Fürsorge und Liebe zu unseren Fellfreunden.
10 Jahre ist es her, da lebte die kleine mallorquinische Hündin Leni bei uns. Als sie zu uns kam, war sie schon eher unsicher und zeigte deshalb schnell Verhaltensweisen, die uns nicht gerade gefielen. Sie bellte Besuch an, sie wollte nicht „Fuß“ über einen offenen Platz gehen, sie wollte oft nicht angefasst werden. Zum Glück (ihrem Unglück) kann man bei alldem ja mit aversivem Hundetraining helfen. Bellte sie Besuch an, wurde von der Trainerin die Kette nach ihr geworfen und das Bellen hatte sich damit für alle Zeiten eingestellt. Statt „Fuß“ frei zu laufen, wurde von mir (ja, so habe ich früher tatsächlich meinen besten Freund behandelt) der Leinenruck praktiziert. Wollte sie nicht angefasst werden, war ich genervt und schimpfte vor mich hin.
Wenn sie gestresst war, was wohl leider wegen ihrer Angst vor so vielem fast immer der Fall war, begann sie zu fressen. Und zwar fast alles, bevorzugt aber Hundekot. Kein Problem, dann wurde halt die Rappeldose nach ihr geworfen und weil sie dann mehr Abstand suchte, dieser mit dem Kettenwurf bestraft.
So viele kleine Anzeichen übersah ich oder ordnete sie falsch unter. Dass sie sich bei Besuch häufig hinter mir versteckte statt sich auf diesen zu freuen, dass sie den Hundeplatz immer mehr mied, dass sie den Kot dann einfach schneller runterschlang, wenn ich mal nicht aufpasste usw.
Was war das ein gut erzogener Hund. Sie konnte frei laufen, denn der Klang der Dose genügte. Aus Angst vor der Kette lief sie nie weit weg. Sie kam sofort, wenn ich sie rief und bellen war praktisch nicht existent.
Die grauenhafte Rechnung kam - eine die mich für immer verändern sollte. Leni war am Spiel mit anderen Hunden und bekam einen Stromschlag an einem Weidezaun. Sie begann zu rennen. Nicht zu uns, nein. Sie rannte weg, 6 km, bevor sie von einem Zug zerrissen wurde. Noch heute blutet mir das Herz bei den Erinnerungen und eines ist sicher: es hätte anders kommen können.
Auch ein positiv trainierter Hund kann in Panik geraten und fliehen. Doch kann er viele Strategien lernen, mit der Angst umzugehen. Er kann Vertrauen zu seinem Menschen aufbauen, statt vor diesem fliehen zu müssen, um Einwirkungen entgehen zu können. Er kann lernen, dass sein Mensch für ihn da ist und nicht gegen ihn ist. Er kann lernen im Zweifelsfall nicht weg, sondern zu seinem Menschen zu rennen. Kein Hund sollte „da durch müssen“ ohne auf einen Funken Empathie von Seite des Menschen hoffen zu können.
Leni hatte Angst, sie reagierte aus Angst und wurde dafür gestraft. Sie ist nun nicht mehr und ich kann nichts mehr an damals ändern außer einer Sache: keinen Hund mehr so zu behandeln!
Und das Schöne daran: modernes Hundetraining kann die Ziele der Menschen erreichen ohne Schmerz oder Angst beim Fellfreund zu erzeugen. Was bin ich dankbar, dies gelernt zu haben!