hinschauen

Vom Verlernen richtig Hinzuschauen

hinschauen2Wir Menschen lieben einfache Lösungen. Einfach und schnell und am besten mit wenig Arbeit verbunden. Es könnte so einfach mit unseren vierbeinigen Freunden sein. Einfach der Chef sein. Einfach der Rudelchef sein und schon flutscht es. Schon ist alles paletti und der Hund folgt uns für alle Fälle und in jeder Situation ohne zu hinterfragen. Klar, denn wir sind der Chef.

So wie wir unserem Chef pauschal immer folgen? Alles sofort tun, was er sagt? Keine eigene Meinung mehr im Inneren tragen, weil sie nicht der des Chefs entspricht?

Die Wahrheit ist, dass weder wir, noch unsere hochsozialen Fellnasen so funktionieren. Wir sind komplexer als das.
ZUM GLÜCK.

Wir haben Bedürfnisse, die gesehen werden wollen. Werden sie das nicht, so müssen wir einen Weg finden, damit umzugehen. Und dieser kann sehr unterschiedlich aussehen. Vom in sich Hineinfressen und dadurch Erkranken, zum überdreht Reagieren bis hin zum Ausbruch nach einer langen Dauer der Unterdrückung. All das, was wir uns für unsere Vierbeiner nicht wünschen. Nur eines ist sicher: Bedürfnisse dauerhaft zu unterdrücken, ist auf gesundem Weg nicht möglich.

Wenden wir uns nun lediglich dem Unterdrücken von Verhalten, das uns nicht gefällt, zu, so verlernen wir schnell, hinzuschauen. Zu sehen, warum der Hund sich eigentlich in einer Situation auf eine bestimmte Weise verhält. Zu erkennen, welches Bedürfnis dahinter steht. Wollen wir lediglich der Chef sein, so ist der Fokus plötzlich nicht mehr auf unseren Freund gerichtet, sondern auf seine Schwächen und wie wir sie in den Griff bekommen.

Und was ich persönlich am riskantesten daran empfinde: wir verlernen, hinzuschauen. Sind wir nun der Chef, dem man nicht widerspricht, so haben wir den scheinbar kindersicheren Hund, der uns brav folgt. Doch genau darin liegt das Problem. Wir denken, nicht hinschauen zu müssen, denn er würde es nicht wagen, sich uns zu widersetzen. Empfindet er unseren Umgang oder den Umgang unserer Kinder mit ihm jedoch als bedrohlich oder zeigt er erste Warnsignale, dass er sich wehren möchte- so sehen wir diese nicht. Und tut er dies eines Tages deutlicher oder wehrt sich tatsächlich, so haben wir die ersten Anzeichen übersehen. Dann ist es zu spät.

hinschauen3Der kindersichere Hund, den gibt es nicht! Es wird immer der Hund sein, den wir sehen müssen. Der Hund, der seine Bedürfnisse hat. Erkennen wir diese und gehen wir darauf ein, so können wir einen wunderbaren Weggefährten kennenlernen. Wir erkennen erste Anzeichen von Aggression oder Angst und können gegensteuern. Durch ein Umlernen, durch ein Lernen, dass die Welt nicht Gefahr, sondern Freude und Spaß bedeutet. Welch eine schöne Option für Familien mit Hund und zugleich die Alternative zum Folgen eines unterdrückenden Chefs.

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogparade 2018 zur Aktion "Tausche TV-Trainer-Ticket gegen Training" der Initiative für gewaltfreies Hundetraining. Seit 2014 tauschen mehr als 150 TrainerInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gebrauchte TV-Trainer-Tickets für ein halbes Jahr nach der Veranstaltung gegen eine Gratis-Trainingsstunde. Nähere Infos zur Tausch-Aktion gibt es hier:

http://www.dogsinthecity.at/2018/03/15/die-fabel-von-der-ruhigen-energie/

https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/tauschaktion/
 
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