Fernseh-Riechen
Wir Menschen sind Augentiere. Die meisten von uns zumindest. In Büchern können wir regelrecht versinken. Wir gehen ins Kino, schauen Fern oder surfen im Internet. Das Handy als Begleiter ist allgegenwärtig.
Es entspannt uns und es lenkt uns nach einem stressigen Tag ab. Aber manchmal können uns die Bilder auch ermüden, uns aufregen oder richtiggehend zermürben und auslaugen.
Und unsere Hunde?
Manche nennen sie „Nasentiere“. Sie nehmen ihre Umwelt mit ihrem bevorzugten Sinn wahr, ohne dass wir etwas dafür tun müssten. Es ist ihnen gegeben, besser zu riechen und Dinge erschnüffeln zu können, die uns verborgen bleiben. Die Riechleistung eines Hundes ist ca. 1 Millionen Mal besser, als die eines Menschen, daher werden wir wahrscheinlich nie ganz verstehen können, was sie mit der Nase alles wahrnehmen können.
Wie können wir also denken, es besser zu wissen?
Und trotzdem korrigieren wir unsere Hunde: „Da ist doch nichts, wir gehen weiter!“ - Ein Satz, den wohl jeder Hund kennt. Dabei wissen wir nicht, was der Hund wahrgenommen hat und warum er vielleicht knurrt, zittert oder stocksteif stehen bleibt. Es ist nicht für uns sichtbar.
Ihr Hund hat keine feine Nase?
Haben Sie einen Hund daheim, der sich auf die Leckerchen setzt, statt sie zu finden? Der auch kein Spielzeug in der Wiese suchen will? Dann kann ich Ihnen etwas Beruhigendes sagen: Das geht vielen Hunden so. Die gezielte Nasenarbeit will gelernt sein. Erst durch häufige Erfolgserlebnisse wird der Hund besser in der Sucharbeit. Legen Sie die Leckerchen erstmal nicht nur riech- sondern auch sichtbar aus und steigern langsam den Schwierigkeitsgrad: Leckerchen auf dem Asphalt - nach erfolgreichem Finden dann auf der flachen Wiese - danach in der höheren Wiese usw.
Und zu Hause?
Nasenarbeit muss nicht nur draußen stattfinden. In unseren vier Wänden können wir bei Regen-, Schnee-, oder „Mist-“ Wetter auch viel für die geistige Auslastung unserer Vierbeiner tun. Denn nichts anderes ist das fleißige Schnüffeln unserer Hunde. Und nach einer OP z.B. ist es auch noch ein ruhiger Zeitvertreib, der trotzdem den Kopf auslastet.
Sie können Handtücher verknoten und Leckerchen drin verstecken, Kartons befüllen oder sich bei Profis Schnüffeldecken bestellen. Dabei kann auf den Geschmack der Bezugspersonen Rücksicht genommen werden (passend zum Mobiliar), aber auch auf die Größe des Hundes, seine Vorlieben oder körperlichen Einschränkungen bei Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Bei diesen Schnüffeldecken sollte darauf geachtet werden, zunächst für den Hund leichter anzufangen und dann größere Nasenforderungen zu stellen. Hat der Hund häufig Misserfolg, stresst ihn dies und er kann hibbelig wirken, ist in Wirklichkeit aber überfordert und frustriert. Auch Zerstörung der Teppiche, „nicht Mitmachen“ oder Bellen sind meist in zu großen Trainingsschritten begründet.
Warum denn Nasenarbeit, wenn der Hund auch ohne Mensch schnüffeln kann?
Unsere Hunde bekommen ihr Futter oft im Napf hingestellt. Ihre Vorfahren mussten dafür noch einiges mehr tun. Damit ist nicht nur die Jagd gemeint. Auch das Durchsuchen von Müll nach Essensresten kennt der Vorfahre unserer Hunde. Eine Unterbeschäftigung kann (genau wie eine Überlastung) stressend sein. Durch ein Suchspiel mit Futter kann man den Hund nicht nur artgerecht beschäftigen, sondern auch „Enrichment“ ermöglichen. Dies ist in der Biologie der Fachbegriff für u.a. das spannende Verpacken von Nahrung bei Zootieren, was bei diesen sogar stereotypem Verhalten vorbeugen kann.
Viel Spaß beim Schnüffeln!
Für den Anfänger ist der klassische Schnüffelteppich ein guter Einstieg (siehe auch Titelbild)
Quelle: https://www.facebook.com/Fellherzchens-Schn%C3%BCffelspa%C3%9F-1755141131394166/
Für den Profi können Taschen, Klappen und feine Fächer angebracht sein.
Quelle: https://www.facebook.com/pg/Fees-Chest-813042565533227/photos/?tab=album&album_id=896269377210545
Aufgeregte Mali-Dame entspannt vorzugsweise nach Nasenarbeit am Schnüffelteppich.
Quelle: https://www.facebook.com/pg/Fees-Chest-813042565533227/photos/?tab=album&album_id=896269377210545
Auch Hunde mit körperlichen Erkrankungen oder ältere Hundenasen profitieren von geistiger Auslastungt.
Quelle: https://www.facebook.com/pg/Fees-Chest-813042565533227/photos/?tab=album&album_id=896269377210545
Auch Katzen haben Nasen
Quelle: https://www.facebook.com/pg/Fees-Chest-813042565533227/photos/?tab=album&album_id=896269377210545